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Initiative gegen Fluglärm Mainz

30.08.2012 Kategorie: Kolumne - Das Wichtigste in Kürze

Der Streit um die Norah-Fluglärmstudie

Über die Norah-Fluglärmstudie ist inzwischen ein erbitterter Streit entbrannt. Auftraggeber dieser Studie ist das Umwelt- und Nachbarschaftshaus, eine Einrichtung des Landes Hessen, das den Großteil der Kosten in Höhe von rund EUR 7.300.000 übernimmt. Je EUR 1.000.000 kommen von den Kommunen und der Fraport AG. Im Wesentlichen wird diese Studie deshalb vom Land Hessen als größten Anteilseigner der Fraport AG und dem Flughafenbetreiber selbst finanziert.


Kämpfer gegen den Fluglärm: Prof. Dr. Thomas Münzel

Kämpfer gegen den Fluglärm: Prof. Dr. Thomas Münzel

Bei der Norah-Studie, die erste Ergebnisse Mitte 2014 liefern soll, sollen Krankenkassen-Stammdaten von rund 2.000.000 Bewohnern in einem Radius von 80 km um den Flughafen ausgewertet werden. Weitere 13.000 Personen sollen direkt an der Studie teilnehmen, indem sie Interviews geben, ihren Blutdruck messen und ihren Schlaf überwachen lassen. Inzwischen haben mehr als 100 Mediziner den Abbruch der Studie gefordert. Sie argumentieren, die Norah-Studie sei überflüssig, weil vorhandene Arbeiten bereits erschöpfend Auskunft über Gesundheitsgefahren durch Fluglärm und Flugemissionen geben. Bei den Risiken für Kinder führen sie etwa eine multinationale Studie von 2005 an, die eine Minderung kognitiver Fähigkeiten durch Fluglärm belege wie schon zuvor eine Untersuchung zum Münchner Flughafen. Auch eine Studie an den Flughäfen London-Heathrow und Amsterdam-Schiphol zeige, wie der Blutdruck bei Kindern durch Fluglärm steige. Die darauf folgenden Schäden seien hinlänglich bewiesen. Ähnlich, so die Ärzte weiter, sei es bei den Gefahren durch Luftschadstoffe.

Verschiedene Studien aus der Schweiz und England belegten Erkrankungen der Atemwege bei Kindern. Auch die Bundesärztekammer hat ihre Forderung nach neuen Gesetzen zum Schutz der Bevölkerung vor Fluglärm mit der bereits ausreichenden wissenschaftlichen Evidenz begründet.
Zudem bestreiten die Mediziner, dass ausreichend und umfassend unterrichtete Ethikkommissionen der Durchführung der Studie zugestimmt haben. Auch wird der Verdacht geäußert, dass an der Studie beteiligte Mediziner bereits zuvor im Auftrag der Luftverkehrswirtschaft tätig gewesen seien oder über Beratungsgesellschaften, an denen sie beteiligt sind, Aufträge und Honorare erhalten hätten oder erhalten. Nach Auffassung der Mediziner, die die Norah-Studie ablehnen, verfolge diese ausschließlich das Ziel, die Interessen der Luftverkehrswirtschaft zu stärken und dringend erforderliche Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung gegen Fluglärm weiter zu verzögern. Die Befürworter der Studie unterstreichen die Notwendigkeit der Studie unter anderem mit der Begründung, dass bislang kein Gericht den Zusammenhang zwischen Fluglärm und Erkrankungen anerkannt habe.

Die Auseinandersetzung über die Norah-Studie ist ein Beleg für die tiefe Zerrüttung des Vertrauensverhältnisses zwischen Flughafenanwohnern, Politik und Fraport AG. Zu oft haben insbesondere die hessischen „Flughafen-Ausbauparteien“ CDU, SPD und FDP die Menschen belogen und getäuscht.