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Initiative gegen Fluglärm Mainz

Fraport-Zahlen für Mai 2016: Und weiter geht´s bergab!

Die Zahlen fielen ernüchternd aus. Die Passagierzahlen gingen im Mai 2016 um 5.5 % gegenüber dem Vorjahresmonat zurück, im laufenden Jahr liegen sie insgesamt knapp unter dem Vorjahresniveau. Die Flugbewegungen gingen im Mai um 3,5% gegenüber dem Vorjahresmonat zurück, im laufenden Jahr liegen sie insgesamt etwa 1% unter den Vorjahreszahlen. Dabei ist noch zu berücksichtigen, dass es im Jahr 2016 einen zusätzlichen Flugtag (29.2) und deutlich weniger streik- und witterungsbedingte Ausfälle gab als in 2015, was in der Summe einem weiteren Flugtag entspricht. Berücksichtigt man diese Umstände liegen die Flugbewegungen etwa 2% unter dem Vorjahr, Tendenz seit Jahren fallend. Auch im Juni setzt sich dieser Trend fort.


Kurios ist wieder mal die Begründung der Fraport AG. Zunächst hätte die „anhaltende Reisezurückhaltung im touristischen Bereich“ zum Rückgang beigetragen. Diese wirkt sich aber offenbar nur am Frankfurter Flughafen aus. Ryanair meldete für Mai ein Passagierplus von 12% gegenüber dem Vorjahresmonat und Easyjet von 6%. Auch die Lufthansatochter Eurowings wuchs um fast 6%. Diese Passagiere werden irgendwo abfliegen und landen. Alle anderen großen Flughäfen in Deutschland „brummen“ mit einem durchschnittlichen Plus von fast 4% bei den Flugbewegungen http://www.dfs.de/dfs_homepage/de/Unternehmen/Zahlen%20und%20Daten/Statistiken/LIZBu_22_2016.pdf.

Türkeiflüge machen am Frankfurter Flughafen ca. 3% der Flugbewegungen aus. Selbst wenn 10% dieser Flüge gestrichen worden wären läge der Rückgang im Promillebereich. Zudem melden die Reisebüros ein Umbuchungsverhalten hin zu Spanienreisen und nach Griechenland. Flüge nach Nordafrika und Ägypten kriseln schon seit Jahren und können deshalb auch nicht für den Rückgang verantwortlich sein. Zu den wegbleibenden japanischen Passagieren sollte Fraport Zahlen vorlegen. Sicher werden einige potentielle Passagiere durch die Terroranschläge abgeschreckt worden sein. Aber auch hier wird sich der Rückgang lediglich im Promillebereich auswirken und Flugverbindungen nach Japan sind auch nicht eingestellt worden. Witterungsbedingt sind ca. 200 Flüge von 42.000 Flügen ausgefallen. Auch dies erklärt nicht den starken Rückgang.

Schließlich schiebt Fraport-Chef Schulte den Einbruch bei den Passagierzahlen und Flugbewegungen auf die vielen Feiertage im Mai. Tatsächlich fielen im Mai 2016 genau so viele Feiertage auf einen Werktag wie im Mai 2015, da der 1. Mai in 2015 ein Freitag und im Jahr 2016 ein Sonntag war. Es gab also auf Grund der Feiertage auch im Mai 2015 eine Ausdünnung des Flugplans. Die „Erklärungen“ von Fraport zu den rückläufigen Zahlen sind „Nebelkerzen“, mit denen offenbar strukturelle Probleme verschleiert werden sollen. Der Rückgang der Zahlen hat sich schon einen Tag zuvor angedeutet als Lufthansa katastrophale Zahlen meldete, insbesondere einen Rückgang der Passagierzahlen bei der Kernmarke Lufthansa um fast 7% http://www.airliners.de/lufthansa-mai-passagierrueckgang/38803.

Lufthansa ist der Hauptkunde des Frankfurter Flughafens mit etwa 60% des Passagieraufkommens. Das Schicksal des Frankfurter Flughafens hängt an der Entwicklung der Lufthansa Passage. Schrumpft diese weiter zu Gunsten von Eurowings und europaweiten Direktverbindungen schrumpft der Frankfurter Flughafen zwangsläufig mit. Daran würde sich auch nichts ändern wenn es Fraport gelänge, Billig-Airlines an den Frankfurter Flughafen zu holen, was auf Grund der hohen Gebühren am Frankfurter Flughafen und den langen Wegstrecken aber nahezu ausgeschlossen ist.

Das wahre Problem des Frankfurter Flughafens erkennt die Süddeutsche Zeitung http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/luftverkehr-bitte-umsteigen-1.2925385. In diesem Artikel heißt es:

„Das Konzept und die Gewichtung der Hubs haben sich aber in den vergangenen Jahren stark verändert. Die europäischen Drehkreuze haben strukturelle Probleme sowohl auf den Kurz- als auch auf den Langstrecken. Etwa die Hälfte des innereuropäischen Verkehrs kontrollieren mittlerweile die Billigfluggesellschaften, die explizit auf Direktverbindungen setzen, Hubs also umfliegen. Sie graben damit den Drehkreuzen die Kundenbasis ab, die klassischen Airlines wie Lufthansa und Air France haben außerdem ein Kostenproblem und können mit den komplexen Drehkreuzen auf den Kurzstrecken kaum noch mithalten. Was die Langstrecken angeht, so sind die neuen Flughafenprojekte vor allem in der Türkei, im Nahen Osten und in Asien eine ernste Bedrohung. Denn sie ziehen Verkehr ab, der bislang zum Teil über die europäischen Airports wie Frankfurt oder Paris geleitet worden ist. Stattdessen steigen Passagiere auf dem Weg von Hamburg oder Berlin nach Singapur nun nicht mehr nur in Frankfurt, sondern auch in Dubai oder Abu Dhabi um.

Gigantische neue Flughäfen sind im Bau, die den dortigen Fluggesellschaften Wachstumsmöglichkeiten eröffnen, von denen die Europäer nur träumen können. Zum Teil ist die Bedrohung für Frankfurt oder München aber deswegen begrenzt, weil restriktive Verkehrsrechtsabkommen mit Deutschland ein allzu starkes Wachstum verhindern. Das gilt vor allem für die Drehkreuze am Persischen Golf, nicht aber für Istanbul, denn zwischen Deutschland und der Türkei gilt das Prinzip der "Open Skies". Und aus China, dem am stärksten wachsenden Luftverkehrsmarkt der Welt, kommen eindeutige Signale, dass die Fluggesellschaften deutlich mehr Verbindungen nach Deutschland anbieten wollen und damit ihre wachsenden Drehkreuze noch besser anbinden.“

Setzt sich diese Entwicklung fort, stellt sich die Frage nach dem Sinn des weiteren Flughafenausbaus. Die Kosten für den Bau der Landebahn Nordwest nebst allen „Nebenkosten“ wie der Verlagerung des Chemiewerks Ticona belaufen sich auf ca. 2 Milliarden Euro. Mit dem alten 2-Bahnensystem konnte Fraport im Jahr 2007 bereits 492.000 Flugbewegungen abwickeln. Das laufende Jahr wird mit ca. 460.000 Flugbewegungen abschließen. Nach dem „Gutachten“ zum Planfeststellungsbeschluss aus dem Jahr 2007 sollte die Anzahl der Flugbewegungen im Jahr 2016 etwa 660.00 betragen. Es gibt bei nüchterner Betrachtung eigentlich keine Zweifel mehr, dass sich Fraport mit dem Ausbau des Frankfurter Flughafens „verzockt“ hat. Die Zahlen von Lufthansa und Fraport können sie den weiteren Artikeln entnehmen.