Jobmotor Fraport

Glaubt man der Werbung der Fraport, so sind Fraport und Lufthansa die Jobmotoren im Rhein-Main-Gebiet schlechthin. Zitat der Fraport: „Wir schaffen am Frankfurter Flughafen rund 25.000 zusätzliche Arbeitsplätze durch den Flughafenausbau, insgesamt bringt die Erweiterung nach der Berechnungen von Gutachtern rund 100.000 Arbeitsplätze“(1)

Man kann es kaum glauben: 25.000 Arbeitsplätze will die Fraport schaffen. Wo? Am Flughafen Frankfurt oder konzernweit? Foto: Fraport AG

Aber was ist wahr davon? Im Jahresdurchschnitt beschäftigte der Fraport-Gesamtkonzern im Jahr 2010 insgesamt 19.792 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. 2006 waren es noch 28.246. Dies entspricht einem Rückgang von rund 30 %.

Lt. Fraport waren 2010 am Flughafen 71.000 Menschen beschäftigt. Größte Arbeitgeber waren die Deutsche Lufthansa, die Fraport AG, die LSG Sky Chefs und die Bundepolizei.

Auf die Fraport AG entfielen davon am Standort Frankfurt 11.967 Beschäftigte.(2)

Die Lufthansa beschäftigt am Flughafen Frankfurt lt. Fraport- Angaben mehr Mitarbeiter als die Fraport selbst, d.h. mindestens 12.000, die LSG Sky Chefs ca. 2.500 Mitarbeiter. Auf die Bundespolizei entfielen am Standort Frankfurt 2008 ca. 2.200 Beschäftigte.(3)
Insgesamt beschäftigen die vier größten Betriebe am Frankfurter Flughafen also mindestens 30.000 Mitarbeiter. Im Rhein-Main Gebiet sind im Vergleich dazu derzeit ca. 2 Millionen sozialversicherungspflichtig beschäftigt.(4)

Man kann es kaum glauben: 25.000 Arbeitsplätze will die Fraport schaffen. Wo? Am Flughafen Frankfurt oder konzernweit?

Sollte sich die Zahl auf den Gesamtkonzern beziehen, so hat die Rhein-Main-Region davon herzlich wenig. Sollte damit der Standort Frankfurt gemeint sein, so sollte man die Zahl noch nicht einmal glauben, wenn man sie selbst erfunden hätte!

Dazu ein Beispiel: Derzeit werden rund 480.000 Flüge mit ca. 12.000 (inkl. Verwaltung) Mitarbeitern abgefertigt. Mit 25.000 mehr, also 37.000 Mitarbeitern sollen dann rund 780.000 Flüge abgefertigt werden. Also eine Verdreifachung des Personals für weniger als doppelt so viel Flüge. Sorry, die Rechnung geht nicht auf.

Und die 100.000? Falls das wahr wäre, würden sich die Gesamtarbeitsplätze in Rhein-Main um rund 5% erhöhen. Derzeit machen alle Arbeitsplätze am Frankfurter Flughafen ca. 3,5 % aus. Welches Arbeitsaufkommen soll diese Nachfrage nach Arbeitskräften erzeugen?

Fast die Hälfte der Arbeitsplätze am Flughafen teilen sich Lufthansa, Fraport, Bundespolizei und Sky Chefs. Soviel mehr an Fracht, Verwaltungs- Sicherheit- und Cateringbedarf kann überhaupt nicht entstehen.

So erscheint das alles dann doch ein bisschen hoch gegriffen, zumal öffentlich nicht belegt. Vielleicht entschließt sich die Fraport ja, die Grundlagen ihrer Prognose zu veröffentlichen, damit diese unabhängig überprüft werden können.

Nicht zu vergessen: Sollte sich der Konzern tatsächlich entschließen Mitarbeiter einzustellen, müssten zunächst die zuvor freigesetzten 8.464 Mitarbeitern wieder eingestellt werden, um überhaupt den Stand von 2006 wieder zu erreichen. Erst dann begännen die zitierten 25.000 o.g. Arbeitsplätze relevant zu werden.

Und: da lt. Fraport ca. 65 % der Mitarbeiter aus einem Einzugsgebiet von 35 km rund um den Flughafen stammen (also aus dem Rhein-Main-Gebiet im engeren Sinne) entfallen auch lediglich 65 % möglicher Arbeitsplatzeffekte auf das Rhein-Main Gebiet.

Die Effekte für Rhein-Main dürften also überschaubar sein.

1) http://www.fraport.de/content/fraport-ag/de/Nachhaltigkeit/strategie_ziele.html
2) http://www.fraport.de/content/fraport-ag/de/Nachhaltigkeit/soziales/personal_in_zahlen/personal_in_zahlen.html#Fraport; Zahlen, Daten, Fakten 2011 zum Flughafen Frankfurt
3) http://www.bundespolizei.de/DE/06Die-Bundespolizei/Organisation/Direktionen/Frankfurt/frankfurt_node.html
4) http://www.frankfurt-main.ihk.de/standortpolitik/konjunktur_statistik/wirtschaftsstruktur/rhein-main/beschaeftigte/index.html