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Initiative gegen Fluglärm Mainz

09.02.2012 Kategorie: Fraport, Job-Lüge

Warum der Frankfurter Flughafen nicht der „Herzmuskel“ der Region ist! Eine erste kritische Kurzanalyse mit Argumentationshilfen.

Immer wieder werden Fluglärmbetroffene mit dem Argument konfrontiert, der Flughafen müsse wachsen, schließlich sei er der „Motor“ und der „Herzmuskel“ der Rhein-Main-Region. Zudem ließ die Fraport AG noch Ende 2011 auf Ihrer Homepage verlauten „Wir schaffen am Frankfurter Flughafen rund 25.000 zusätzliche Arbeitsplätze durch den Flughafenausbau, insgesamt bringt die Erweiterung nach der Berechnungen von Gutachtern rund 100.000 Arbeitsplätze“.


Hierzu ist auf folgendes hinzuweisen: Das Planfeststellungsverfahren ermittelte für den Ausbaufall am Flughafen lediglich zusätzliche 14.000 Arbeitsplätze. Selbst diese Zahl wurde aber schon 2007 öffentlich in Zweifel gezogen. Die zugrundeliegenden Gutachten wurden seinerzeit im Rahmen eines Konsensworkshops des Rhein-Main Instituts e.V. (RMI) unter Mitwirkung von Mitarbeitern z.B. des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung und verschiedener Universitäten untersucht.

In einer Pressemitteilung vom 30.04.2007 fasst das RMI das Ergebnis unter der Überschrift „Wichtiger Abwägungsfaktor bröckelt - Konsensus-Workshop zeigt: Arbeitsplatzprognosen weisen gravierende Mängel auf“ zusammen und schlussfolgert:

Die Gutachten zum Ausbau des Flughafens Frankfurt enthalten so erhebliche Mängel, dass sie den Anforderungen, welche deutsche Gerichte an die Qualität von Gutachten stellen, nicht entsprechen[…]

Wirtschaftsminister Riehl kann daher die Ergebnisse der Prognosen seiner Abwägungsentscheidungen nicht zugrunde legen.

Eine methodische korrekte Auswertung der von den Gutachtern verwendeten Daten führt zu folgenden Ergebnissen:

  • Durch den Betrieb eines vergrößerten Flughafens mit mehr Luftverkehr entstehen im Rhein-Main-Gebiet insgesamt keine zusätzlichen Arbeitsplätze.
  • Der Flughafen trägt zu einem weiteren Abbau von Arbeitsplätzen im produzierenden Gewerbe bei. Es werden Arbeitsplätze von der Produktion in den Dienstleistungsbereich verlagert.
  • Die Daten zeigen, dass es eine optimale Flughafengröße gibt. Regionen sollten versuchen, diese Größe zu erreichen. Eine Maximierung der Größe ihres jeweiligen Flughafens bringt einer Region keinen Vorteil.


Damit steht fest, dass die Politik, der Flughafenbetreiber und die Luftverkehrsbranche seit Beginn der Planung für die Flughafenerweiterung immer wieder die vermeintlichen Vorteile des Flughafens für die Region in der Öffentlichkeit stark überhöht darstellen und gleichzeitig den durch den Flugverkehr verursachten Lärm, die damit einhergehenden Gesundheitsschäden, die inzwischen durch das Bundesumweltamt und viele medizinische Gutachten festgestellt wurden sowie den Betroffenenkreis „kleinreden“, um so die Waagschale zugunsten des Flughafens und zuungunsten der Betroffenen zu neigen.

Außerdem wird immer wieder unterschlagen, dass in der Rhein-Main-Region nahezu 5 Mio. Menschen leben und 2,9 Mio. Menschen arbeiten; ca. 1 Mio. davon sind von Fluglärm betroffen. Nach Fraport Angaben sind ca. 70.000 Arbeitnehmer am Flughafen tätig, wobei dies auch die Mitarbeiter aller dort angesiedelten Dienstleistungs-und Logistikunternehmen, Hotels, Restaurants und Einzelhandelsgeschäfte umfasst, wobei einige dieser Unternehmen aber überhaupt nichts mit dem Airport Business zu tun haben ( z.B. die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG ( 2000 Mitarbeiter) und die Dell GmbH ( 600 Mitarbeiter) ).

Die Arbeitsplätze am Frankfurter Flughafen machen ca. 2,4 % der Arbeitsplätze im Rhein-Main-Gebiet aus. Berücksichtigt man, dass am Flughafen 1999 bereits ca. 61.000 Mitarbeiter tätig waren, kann vom „Jobmotor Flughafen“ bei jährlichen Wachstumsraten bei den Arbeitsplätzen von ca.1,15 % keine Rede sein. Da die Planfeststellungsbehörde selbst im Falle des Nichtausbaus des Flughafens einen Anstieg der Arbeitsplätze auf 76.000 bis 2015 prognostizierte, droht auch kein Wegfall von Arbeitsplätzen bei Schließung der Nordbahn. Letztlich können massive Gesundheitsbeeinträchtigungen wie sie vom Fluglärm ausgehen auch nicht durch die Schaffung von Arbeitsplätzen gerechtfertigt werden.

Bei vielen Menschen hat sich über die Jahre die Meinung verfestigt, ein Flughafen in dieser Größe sei für eine prosperierende Wirtschaft in der Region unerlässlich und der Protest schädige eben diesen Fortschritt. Vergleiche mit ebenso starken Wirtschaftsräumen wie z.B. den Großräumen Stuttgart, Hamburg oder der Metropolregion Rhein-Neckar zeigen, dass es auch anders geht. Die Schlussfolgerungen der Luftfahrtbranche, eine Region sei ohne einen derart großen Flughafen wirtschaftlich nicht konkurrenzfähig, sind falsch; hier ist eher der Wunsch Vater des Gedanken, denn eine seriöse Einschätzung.

Weitere Information zum „ Herzmuskel „ der Region sind in der Bearbeitung und werden in Kürze veröffentlicht.