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Initiative gegen Fluglärm Mainz

Die Verkehrszahlen der Fraport AG

Am 12. September 2012 gab die Fraport AG die Verkehrszahlen für August 2012 bekannt. Bedauerlicherweise konnte die Fraport AG bei den Passagierzahlen einen neuen Monatsspitzenwert für August verkünden. Mehr als 5,6 Millionen Fluggäste nutzten im August 2012 den Frankfurter Flughafen. Bei ca. 60% dieser Fluggäste handelt es sich um „Umsteiger“.


Der neue Spitzenwert für August 2012 bedeutet einen Anstieg der Passagierzahl gegenüber dem Vorjahresmonat um 4,6%. Allerdings blieb die Zahl der Flugbewegungen gegenüber dem Vorjahr nahezu unverändert. Ein leichter Anstieg um 1,2% bedeutet letztlich durchschnittlich eine Flugbewegung pro Stunde mehr, die sich auf zwei Start- und zwei Landebahnen verteilt. Mit 42.699 Starts und Landungen blieb die Anzahl der Flugbewegungen hinter den Werten von August 2005 und 2007 zurück, in denen mehr als 43.000 Flugbewegungen stattfanden. Diese höhere Anzahl von Flugbewegungen konnte über das Zwei-Bahnen-System und die Startbahn West abgewickelt werden.

Bis zum heutigen Tage hat die Nordwestbahn keinen Wachstumsschub am Flughafen gebracht.
Stefan Schulte hatte vor Inbetriebnahme der Nordwestbahn einen Anstieg der Flugbewegung um bis zu 10% für 2012 prognostiziert. Der Anstieg der Passagierzahlen basiert im Wesentlichen auf den gestiegenen Passagierzahlen der Lufthansa AG, die den Markt für Kurz- und Mittelstreckenflüge mit Billigangeboten (99 Euro) überflutet hatte. Es muss die Lufthansa AG deshalb nicht verwundern, dass sie diese Strecken nicht profitabel betreiben kann. Ausbaden sollen dies die mehr als 3.000 Mitarbeiter, die im Zuge des „Score“-Einsparungsprogramms entlassen werden sollen. Zu Recht wehren sich deshalb auch die Flugbegleiter gegen eine Verschlechterung ihrer Arbeitsbedingungen, insbesondere den Einsatz von Leiharbeitnehmern, deren Einstiegsmonatsgehalt bei ca. EUR 1.000 brutto liegen soll. Man fragt sich, wer insbesondere in größeren Städten mit einem solchen Einkommen leben können soll.

Sehr ordentlich hat Lars Hennemann, stellvertretender Chefredakteur der Allgemeinen Zeitung Mainz, unter diesem Gesichtspunkt den Streit bei der Lufthansa unter der Überschrift „Gefährlich“ am 5. September 2012 kommentiert. Er bezeichnet die Luftverkehrsbranche als ein „geschütztes Biotop, in dem es sich lange renditesicher fliegen ließ.“. Er verweist darauf, dass die Infrastruktur durch Staatsbetriebe wie Fraport vorgehalten werde, dass es Kerosin steuerlich ermäßigt gäbe und bei Flugrouten und Betriebszeiten die öffentliche Hand auch noch kräftig mitmische. Mit diesen goldenen Zeiten sei es allerdings nicht nur in Deutschland vorbei. Die Lufthansa sehe sich mit ungelösten Problemen konfrontiert, die in Europa bereits eine ganze Reihe von ehemaligen Staats-Carriern entweder in die Pleite oder in schwere Turbulenzen geführt habe. „Jetzt, wo der globalisierte Markt mit aller Macht hereinbricht, packt der Kranich-Konzern die Keule aus“ schreibt Hennemann. Er warnt vor „Altersarmut“, die durch Billiglöhne an den Flughäfen gefördert werde. Dabei trifft Lars Hennemann endlich den Nagel auf den Kopf. Bei dem von der Politik und Fraport-Chef Schulte viel beschworenen „Herzmuskel der Region“ handelt es sich um die größte Niedriglohn-Arbeitsstätte Deutschlands. Dort werden nämlich nicht nur Piloten und Vorfeldmitarbeiter mit sechsstelligen Gehältern beschäftigt. Zehntausende Flughafenmitarbeiter müssen mit Gehältern auskommen, die ihnen nach 35 Jahren Vollzeitarbeit nicht einmal eine Rente bescheren wird, die den Grundsicherungsbetrag von EUR 688 im Monat erreicht. Zudem sind die Mitarbeiter am Flughafen erheblichen Gesundheitsgefahren ausgesetzt, was sich bei der Fraport AG in einer Krankheitsquote ausdrückt, die mehr als doppelt so hoch ist wie in der Banken- und Versicherungsbranche. Verzerrt wird dieses Bild durch große Glaspaläste am Frankfurter Flughafen, die Wohlstand und Luxus vermitteln sollen. Auch das Tragen von schicken Uniformen darf nicht darüber hinweg täuschen, dass zehntausende Mitarbeiter mit Niedriglöhnen abgespeist und den Passagieren als gut verdienende Mitarbeiter „verkleidet“ gegenübertreten.

Noch einmal zurück zur Fraport AG und den Verkehrszahlen: Im Gegensatz zum Frankfurter Flughafen konnten die beiden alten Berliner Flughäfen die Gesamtzahl der Flugbewegungen im August 2012 um 4,1% gegenüber dem Vorjahresmonat steigern. Insbesondere Air Berlin will den neuen Berliner Flughafen, wenn er denn einmal eröffnet wird, zum Europäischen Drehkreuz der One World Alliance ausbauen, zu der Fluggesellschaften wie British Airways, American Airlines, Cathay Pacific, Iberia oder Finnair gehören. Auf die Berliner Bevölkerung im Umland des Flughafens wird einiges zukommen. Der Berliner Flughafen gilt Experten als Flughafen mit dem größten Wachstumspotential in Deutschland.

Einen herben Prestigeverlust musste die Fraport AG am 6. September 2012 hinnehmen. An diesem Tag kündigte die australische Airline Quantas an, künftig den Zielort Frankfurt am Main aufzugeben.
Hintergrund ist eine umfassende Kooperationsvereinbarung mit dem Lufthansa-Angstgegner Emirates aus Dubai. Im Zuge dieses Zusammenschlusses streicht Quantas den Frankfurter Flughafen komplett aus dem Flugplan und überlässt den Standort dem neuen Partner Emirates. Quantas-Passagiere können künftig in Dubai umsteigen und mit Emirates den Weiterflug nach Frankfurt antreten.