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Initiative gegen Fluglärm Mainz

15.03.2013 Kategorie: Presse, Gesundheit, Fraport, Verein

Pressemitteilung: Zynischer geht es nicht - Fraport AG verharmlost Fluglärmschäden bei Kindern

Dass sein 6 jähriges Kind jeden Morgen bei Ostwind um 5 Uhr durch Fluglärm geweckt wird, hatte ein Mainzer Bürger zum Anlass genommen sich bei der Fraport AG zu beschweren. Die Antwort der Fraport AG vom 14. März 2013 negiert die schweren Gesundheitsgefahren für Kinder durch Fluglärm und verhöhnt den besorgen Vater mit zynischen Belehrungen. „In vielen Studien hatte sich gezeigt, dass Kinder im Allgemeinen nicht so empfindlich auf Umweltlärm bzw. Verkehrslärm reagieren wie Erwachsene und ein eher lärmresistentes Schlafverhalten zeigen. Sie werden sicher verstehen, dass wir keine individuellen Verhaltenstipps geben können und dürfen.“


Weiter heißt es im Schreiben: „Studien zur Schlafqualität von Kindern haben gezeigt, dass Kinder wesentlich schwerer durch Geräusche aufzuwecken sind als Erwachsene, Kinder diesbezüglich also eine gewisse Lärmresistenz aufweisen. Insofern sollten Kinder auch in Mainz ein normales Schlafverhalten zeigen.“
Das Schreiben finden sie im Anhang. Zum einen ist die Aussage, dass Kinder ein lärmresistentes Schlafverhalten zeigen, wissenschaftlich nicht haltbar.

 „Kinder werden wissenschaftlich als besonders leicht verletzliche Gruppe angesehen“
sagt Prof. Beutel von der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, die in Mainz eine Schlafambulanz und ein Schlaflabor betreibt. „Das Nachtflugverbot berücksichtigt nicht die Schlafzeiten von Kindern: Kinder verbringen mehr Zeit im Bett und müssen zu Zeiten maximaler Lärmbelästigung schlafen. Dabei wissen wir, dass sich bei Kindern selbst geringfügige Störungen des Schlafs sehr nachteilig auf die Entwicklung auswirken können.“ Es ist seit vielen Jahren in der Wissenschaft bekannt, insbesondere durch die Ergebnisse der RANCH Studie, dass Kinder sehr empfindlich auf Lärm reagieren (Stansfeld et al, Lancet 2005: 365: 1942).
Es steht ebenfalls fest, dass Fluglärm Bluthochdruckentwicklungen bei Kindern fördert und mit psychomotorischen Entwicklungsstörungen zu rechnen ist. „Die Äußerungen der Fraport AG sind ein Schlag ins Gesicht aller fluglärmgeplagten Einwohner in der Rhein-Main-Region, insbesondere von besorgten Eltern“ so der Kardiologe und Mitglied des Vorstands der Stiftung Mainzer Herz und der Gesundheitsregion Rheinhessen, Prof. Dr. Thomas Münzel. „Die Tatsache, dass Fraport nach wie vor die gesundheitlichen Auswirkungen von Lärm verharmlost, zeigt, dass man das in vielen Studien schon nachgewiesene Problem der Gesundheitsgefährdung durch Fluglärm und damit auch die Sorgen der BürgerInnen nach wie vor nicht ernst nimmt“, führt Prof. Münzel weiter aus. „Es ist zynisch, dass Fraport dem Kind quasi vorwirft, kein „normales“ Schlafverhalten zu haben und selbst daran Schuld sei, dass es durch Einzelschallpegel von über 80 dB aufwacht“. Hinzu kommt die Tatsache dass viele Kinder in der Nähe ihres Elternhauses zur Schule gehen und auch dort dem Lärm der Flugzeuge ausgesetzt sind - eine inakzeptable Situation, ergänzt Jochen Schraut, Vorsitzender der Initiative gegen Fluglärm Mainz e.V.

Die Stiftung Mainzer Herz, die Gesundheitsregion Rheinhessen und die Initiative gegen Fluglärm Mainz e.V. fordern gemeinsam zum Schutz der Gesundheit und der Entwicklung unserer Kinder: Einen sofortigen Überflugstopp aller Klinikendes Rhein-Main-Gebiets, ein komplettes Nachtflugverbot in der vom Gesetzgeber gewählten Definition der Nachtzeit von 22 bis 6 Uhr, eine Deckelung der Flugbewegungen auf 380.000 im Jahr und eine sofortige Schließung der Landebahn Nordwest.

 

Pressekontaket:

Andrea Mänz-Grasmück, Teresa Peter, Stiftung Mainzer Herz, Gesundheitsregion Rheinhessen, c/o Büro Univ.-Prof. Dr. med. T. Münzel, Langenbeckstr. 1, 55131 Mainz

Tel. 06131 17 5737 und 06131 17 8215, Fax 06131 17 5660, E-Mail: info(at)herzstiftung-mainzer-herz.de