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Initiative gegen Fluglärm Mainz

21.11.2012

Was die Gewerkschaft der Fluglotsen über Fluglärm, die Landebahn Nordwest und medientaktische Spielchen der Lufthansa denkt

Im Magazin der Flugleiter 04/2012 befasst sich die Gewerkschaft der Fluglotsen mit den Lärmschutzmaßnahmen am Frankfurter Flughafen, insbesondere dem 7-Punkte-Katalog der Expertengruppe „Maßnahmenpaket aktiver Schallschutz“. Unter „7.Dedicated RWY Operations“ heißt es verallgemeinernd zur Landebahn Nordwest:


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…leidet allerdings darunter, dass mit der 2.800 Meter langen Landebahn Nordwest (LBNW) als Ausbauvariante die Entscheidung für ein halbherziges, nun vollends desolates, mit nicht einkalkulierten Nebenwirkungen versehenes und zudem noch völlig unflexibles Pistensystem gefallen ist.

Unter Ziff. 6. ILS-Gleitwinkelanhebung von 3,0 auf 3,2 Grad heißt es:

Ich wage die Prognose: Wer als Flughafenanwohner gegenwärtig um 05:00 Uhr von einem 3,0 Grad Anflug geweckt wird, dessen Tiefschlafphase endet auch weiterhin zu dieser früh morgendlichen Stunde. Die Sensoren einer Bodenmessstation werden in ausreichender Entfernung zur Landebahn möglicherweise einen etwas geringeren Lärmpegel aufzeichnen. Das menschliche Ohr – und alleine darauf kommt es an – wird den aufgrund der mageren Höhenausbeute und den Gesetzen der Aerodynamik nicht registrieren können.

Ziemlich am Ende des Artikels wird Folgendes festgestellt:

Die Landebahn Nordwest ist zur Kapazitätssteigerung zwar besser als nichts, aber dennoch eine Fehlentscheidung.

Diese Feststellung bestärkt die Fluglärmgegner, weiterhin die Schließung der Landebahn Nordwest zu fordern.

Sehr gelungen kommentiert die Gewerkschaft der Fluglotsen die Stilllegung der Lufthansa-Verbindung München-Singapur, die - anstatt mit der schlechten Auslastung - mit dem Nichtbau der dritten Startbahn und fehlenden Perspektiven des Münchener Flughafens begründet wurde. Im Artikel „Deutsche Flughafendramen und die Arroganz der Mächtigen“ heißt es unter Strafaktionen:

Unartige Kinder, die ihre Suppe nicht auslöffeln wollen, muss man bestrafen. Also nimmt die Lufthansa den Münchenern, die keine dritte Startbahn haben wollen, die Flüge nach Singapur weg und schickt sie zum Umsteigen nach Frankfurt. Das koste zwar ein paar Stunden Umweg, aber Strafe muss sein, denn „mit dem derzeitigen Zwei-Bahnen-System wird die weitere Flugplanentwicklung am Standort an ihre Grenze stoßen“, heißt es streng. Aber was soll denn das: Ein paar Wochen vorher verlegte eben dieselbe Lufthansa ihren Non-Stop-Flug nach Kapstadt von Frankfurt (wegen des Nachtflugverbots) nach München (wo doch gar kein Platz mehr ist). Und aus München gibt es sogar mehr Flüge nach Mexico-City und Peking. Also: München muss Flüge nach Frankfurt abgeben, weil keine dritte Bahn kommt, aber Frankfurt verliert Flüge an München, weil dort das Nachtflugverbot stört. Das versteht doch nur die Lufthansa…“.

Inzwischen hat die Lufthansa die Aufnahme einer weiteren Interkontinentalverbindung München-Vancouver ab dem Sommerflugplan 2012/2013 sowie weitere Europaverbindungen bekannt gegeben. Entgegen früherer Drohung wird in Frankfurt jetzt auch ein neues Luftfrachtzentrum gebaut. Dieses Projekt hatte die Lufthansa „auf Eis gelegt“ und ursprünglich von der Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts über ein Nachtflugverbot abhängig gemacht. Jetzt kann dieses Luftfrachtzentrums trotz Bestehens eines (sehr eingeschränkten) Nachtflugverbots gebaut werden. Wer übrigens schon mal ein modernes Logistikzentrum gesehen hat, dem ist aufgefallen, dass dort fast keine Arbeitnehmer tätig sind. Der Bau des neuen Luftfrachtzentrums wird deshalb mit einem erheblichen Personalabbau verbunden sein. Vom „Jobmotor Frankfurter Flughafen“ ist auch schon lange keine Rede mehr.