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Initiative gegen Fluglärm Mainz

08.08.2012 Kategorie: Kolumne - Das Wichtigste in Kürze

Und täglich grüßt das Murmeltier: Fraport, Lufthansa und DFS fordern Lockerung des Nachtflugverbots

Nachdem bereits vor ein paar Wochen die Fraport AG und die Lufthansa AG eine deutlich flexiblere Regelung für Ausnahmen vom Nachtflugverbot gefordert hatten, schloss sich die Deutsche Flugsicherung (DFS) dieser Forderung an. „In den Jets, die wieder zurückrollen müssen, sitzen doch Menschen“, sagte DFS-Chef Dieter Kaden der Allgemeine Zeitung Mainz in einem Interview am 20. Juli 2012. Er könne sich eine „Toleranz“ bis etwa 23:10 Uhr vorstellen.


Und täglich grüßt das Murmeltier alias Fraport, Lufthansa und Deutsche Flugsicherung, Foto: Wikipedia

Und täglich grüßt das Murmeltier alias Fraport, Lufthansa und Deutsche Flugsicherung, Foto: Wikipedia

Wie schon mehrfach Fraport-Chef Stefan Schulte und Lufthansa-Vorstand Kay Kratky durfte auch Dieter Kaden auf den Seiten 1 bis 3 dieser Zeitung seine Missbilligung über das vom Bundesverwaltungsgericht bestätigte Nachtflugverbot zum Besten geben.

Die Ausführungen von Herrn Kaden sind deshalb besonders bemerkenswert, da es sich bei der Deutschen Flugsicherung um einen staatlichen Dienstleister der Fluggesellschaften und der Fraport AG handelt, den es nichts angeht, ob das Hessische Verkehrsministerium Ausnahmegenehmigungen für Starts nach 23:00 Uhr erteilt oder nicht.

Wiederum sah sich die Allgemeine Zeitung Mainz nicht in der Lage, die Auffassung von Herrn Kaden kritisch zu hinterfragen, an die Nachtbedürfnisse der Einwohner des Rhein-Main-Gebiets zu erinnern oder auf die schweren Gesundheitsschäden hinzuweisen, die insbesondere Kinder durch den unerträglichen Fluglärm erleiden. Von Dieter Kaden konnte man letztlich keine andere Meinung erwarten. Er fungierte für mehr als 6 Monate als Gründungspräsident des Bundesverbands der deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL). Dieser sieht sich als das „Sprachrohr der Deutschen Luftverkehrswirtschaft“. Als ein solches kann man getrost auch die Mainzer Allgemeine Zeitung bezeichnen. Dabei ist die Taktik der Zeitung klar: Fraport, Lufthansa und Deutsche Flugsicherung erhalten auf den Premium-Seiten Gelegenheit, ohne jede kritische Hinterfragung für den Frankfurter Flughafen zu werben. Meist im Lokalteil, gelegentlich in der Rubrik Region kommen dann die Bürgerinitiativen zu Wort und dürfen ein wenig „herumjammern“.


Loyalität mit der Stadt Mainz, die gegen den Flughafenausbau klagt, und mit ihren Einwohnern sieht anders aus. Selbst die flughafen-freundliche Frankfurter Allgemeine Zeitung hat der „Aufweichung“ des Nachtflugverbots eine klare Absage erteilt. In ihrem Kommentar zum Nachtflugverbot „Ohne akademisches Viertel“ vom 20. Juli 2012 weist sie derartige Forderungen ungewöhnlich schroff zurück.

Natürlich ist es für Passagiere bitter, wenn sie ihren Urlaub wegen ein paar Minuten nicht antreten und die Nacht im Hotel oder gar auf Feldbetten im Terminal verbringen müssen. Die Bürgerinitiativen hätten sicher auch kein Problem damit, dass an vielleicht fünf Tagen im Jahr bei extremen Wetterbedingungen Ausnahmegenehmigungen für Starts nach 23:00 Uhr großzügiger erteilt werden. Da es jedoch Monate gibt, in denen die Anzahl der Tage überwiegt, an denen Ausnahmegenehmigungen erteilt werden, müssen Forderungen nach einer flexibleren Grenze des Nachtflugverbots scharf zurückgewiesen werden. Vielmehr obliegt es den Fluggesellschaften und der Fraport AG, ihren Flugplan derart anzupassen und die Abläufe so zu organisieren, dass nur an maximal fünf Tagen im Jahr verspätete Starts erfolgen müssen.

Wie die Lufthansa AG kürzlich medienwirksam berichtete, hat sie im Winterflugplan insgesamt 112 Flüge vorverlegt. Alle Flüge – auch die innerdeutschen und innereuropäischen – sollen bis 22:15 Uhr „abgewickelt“ werden. Offen bleibt jedoch, was unter „Abwicklung“ zu verstehen ist. Regelmäßig richten sich die Abflugzeiten nach dem Verlassen des Gates. Bis zum Erreichen der Startbahn und dem Start vergehen oft mehr als 15 Minuten. Bei strengen Wintern ist mit regelmäßigen Enteisungen der Flugzeuge zu rechnen. Das Warten auf die Enteisung und die Durchführung der Enteisung können mehr als 30 Minuten dauern. Es ist also bereits jetzt abzusehen, dass es trotz der Ankündigung der Lufthansa AG, ihre Abendflüge bis spätestens 22:15 Uhr abzuwickeln, auch weiterhin regelmäßig zur Problematik der verspäteten Starts nach 23:00 Uhr kommen wird.