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Initiative gegen Fluglärm Mainz

15.05.2013 Kategorie: Kolumne - Das Wichtigste in Kürze

Demonstration gegen Verkehrslärm in Mainz

Den Tag des Lärms am 24. April 2013 hatten die Fluglärm- und Bahnlärminitiativen des Rhein-Main-Gebiets und des Rheintals zum Anlass genommen, am 27. April 2013 gemeinsam gegen die Belastung durch Verkehrslärm zu demonstrieren. Trotz Regens hatten sich laut Polizeiangaben rund 4.500 Demonstranten zunächst am Fort Malakoff getroffen, um trommelnd, rasselnd und pfeifend durch die Mainzer Innenstadt zum Bahnhof zu ziehen. Dort fand eine Kundgebung der Verkehrslärmgegner statt.


Einen „Transport-Wahnsinn“ prangerte Frank Gross, der Erste Vorsitzende des Bürgernetzwerks pro Rheintal an. „Tulpenzwiebeln werden zum Austreiben nach Neuseeland geschickt. Das Krabbenpulen überlässt man inzwischen Gesellschaften aus China. Und alle Teile eines Autos zusammengenommen haben bei der Auslieferung des Wagens schon mehr Kilometer zurückgelegt als das Fahrzeug jemals schaffen wird.“

Das alles nenne sich dann freier Warenverkehr, so Gross, der sich durchaus positiv gegenüber der Bahn äußerte. Dringend notwendig sei eine Modernisierung der Schienenfahrzeuge, die in anderen Ländern längt auf deutlich leisere Bremsen umgerüstet seien. Auch sollten die hochmodernen ICE-Trassen für den Güterverkehr genutzt werden. Auf diesen Trassen sind teilweise nur zwei oder drei Züge pro Stunde unterwegs. Besonders schlimm könnte es für die Stadt Mainz und das Rheintal kommen, wenn der neue Gotthard-Basistunnel 2016 eröffnet wird. Mit Fertigstellung des Europäischen-Güterverkehrskorridors Rotterdam-Genua ist mit deutlich mehr Güterzugdurchfahrten zu rechnen. Dabei treffen in Mainz Güter- und Personenverkehrsströme der Nord-Süd-Richtung mit dem Regional- und S-Bahn-Verkehr der Rhein-Main-Region zusammen. Gleichzeitig kommt dem Knoten Mainz eine entscheidende Bedeutung bei der Verknüpfung der linken und rechten Rheinstrecke und der Weiterverteilung der Verkehre Richtung Süddeutschland zu.

Der Mainzer Städtebau-Fachmann Emil Hädler geht davon aus, dass auf der Rheinschiene künftig 30% mehr Warenströme rollen als bisher.
Der Eisenbahnknoten Mainz-Wiesbaden als letzte Rheinquerung vor dem Welterbetal zwischen Bingen und Koblenz werde eine Schlüsselrolle für die Verteilung dieses Verkehrs spielen. Dies werden auch Mainzer Stadtteile zu hören bekommen, und das vor allem nachts. In Rüdesheim wurden bereits bei Zugdurchfahrten bis zu 100 dB gemessen.

Solidarisch zeigte sich der Mainzer Oberbürgermeister Michael Ebling, der vorzeitig den SPD-Landesparteitag in Ludwigshafen verlassen hatte, um ein paar Worte an die Demonstrationsteilnehmer zu richten. In einer kurzen Ansprache dankte er allen Demonstranten „für den langen Atem“. Die Region müsse leiser werden, damit sie lebenswert bleibe, mahnte Michael Ebling. Gemeinsam mit den Oberbürgermeistern der Städte Frankfurt/Main, Hanau und Offenbach hatte er am 18. März 2013 ein strengeres Nachtflugverbot von 22:00 Uhr bis 6:00 Uhr gefordert. Dass die Hessen-SPD unter Hinweis auf ein fragwürdiges und offensichtlich rechtlich fehlerhaftes Gutachten keine Chance sehe, in den Nachtrandstunden den Flugverkehr zu verbieten, kümmert selbst die drei hessischen SPD-Oberbürgermeister nicht. Kritisch zu sehen ist allerdings die Forderung der Oberbürgermeister nach Einführung einer Lärmobergrenze, wenn nicht zugleich die Zahl der Flugbewegungen „gedeckelt“ wird. Bereits heute wird der Lärm auf realitätsfremde Werte „heruntergemittelt“. Allein eine Obergrenze der Flugbewegungen kann den Anwohnern des Flughafens eine Lärmentlastung verschaffen.