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Initiative gegen Fluglärm Mainz

26.10.2012 Kategorie: Kolumne - Das Wichtigste in Kürze

Giftige Dämpfe in Lufthansa-Maschinen

Bei einem Lufthansa-Flug von Frankfurt am Main nach London-Heathrow ist es zu einem Fall von kontaminierter Kabinenluft gekommen. Die Piloten des Fluges LH 900 fühlten sich unwohl und mussten Sauerstoffmasken anlegen. Die Besatzung begab sich nach der Landung in ein Krankenhaus. Der Airbus wurde vorerst außer Betrieb genommen.


Dieses Schicksal könnte auch den Passagieren der Kranich-Airline drohen!, Foto: Wikipedia

Wie die WELT in ihrer Printausgabe vom 23. Oktober 2012 berichtete, kommt es am Himmel über Deutschland offenbar wesentlich häufiger zu Fällen von verunreinigter Kabinenluft als bislang angenommen. Die Bundesstelle für Flugunfalluntersuchungen (BFU) schätzt, dass es seit 2010 bereits 70 bis 80 „schwere Störungen“ in deutschen Verkehrsflugzeugen gegeben habe, bei denen Piloten oder Besatzungsmitglieder von giftigen Dämpfen außer Gefecht gesetzt wurden. Diese Zahlen gab die Behörde nach Informationen der WELT am vergangenen Mittwoch in der nicht öffentlichen Sitzung des Tourismusausschusses des Bundestages bekannt. Nach dem Beinaheabsturz eines Germanwings-Airbus im Dezember 2010, bei dem der Kapitän die Maschine mit letzter Kraft und viel Glück in Köln landen konnte, beschäftigt das Thema nun auch die Politik. Anfang Oktober 2012 gab die Lufthansa zu, Triebwerkswechsel an ihren Airbus A 380 vornehmen zu müssen, weil mehrfach Ölgerüche in der Kabine aufgetreten seien. Davon hatten die Behörden aber erst aus den Medien erfahren. Auf die Frage, wie oft die Lufthansa AG den Austritt giftiger Dämpfe in ihrem A 380 gemeldet habe, antwortete ein Behördenvertreter, es habe eine einzige Meldung gegeben, und die sei erst zehn Tage nach dem Vorfall abgesendet worden, als es nichts mehr zu ermitteln gab. Fluggesellschaften sind gesetzlich dazu angehalten, unmittelbar derartige Vorgänge zu melden, um Untersuchungen seitens der Behörden zu ermöglichen. Dabei wissen die Fluggesellschaften seit Jahren um das Problem, dass giftige Dämpfe in Flugzeugen auftreten können. Da die Kabinenluft direkt an den Triebwerken abgezapft wird, kann ausgetretenes Öl verdampfen und Atemluft kontaminieren. Aber solche Erkenntnisse wollten die Fluggesellschaften bislang lieber für sich behalten. Der Bundesverband der Deutschen Fluggesellschaften (BDF) befürchtete nach Angaben der WELT in einem vertraulichen Strategiepapier, dass sich das Thema durch die Medien „vom bisherigen Betroffenenkreis Besatzungsmitglieder zum Betroffenenkreis Passagiere verlagern würde“. Eine in diese Richtung „abtriftende Diskussion“ könne zu einem „massiven Reputationsverlust der deutschen Fluggesellschaften führen und vermutlich Passagierrückgänge nach sich ziehen“ heißt es in dem Dokument des Verbands. Dagegen ist die Luft an Bord offiziell nach wie vor rein. Insbesondere der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) berichtet auf seiner Website, dass es bislang nicht nachgewiesen sei, dass „giftige Öle aus den Turbinen in die Kabine gelangen“.

Das Bundesverkehrsministerium und die Fluggesellschaften warnen dagegen vor Panikmache und Hysterie. Dennoch hat sich Bundesverkehrsminister Dr. Ramsauer genötigt gesehen, sich in einem Brief an die EU-Kommission zu wenden und verlangt Lösungsvorschläge für dieses Problem.

Über eine andere Art der „Vergiftung“ durch die Lufthansa berichtete in der vergangenen Woche das Online-Magazin Aero. Die Spitzen der Lufthansa gegen die Fluggesellschaften vom persischen Golf hätten aus Sicht der arabischen Fluglinie Qatar Airways das Klima für eine mögliche Zusammenarbeit vergiftet. Wie Qatar-Chef Akbar al Baker der Nachrichtenagentur Bloomberg in London sagte, wäre für seine Fluglinie – eine der am stärksten wachsenden Fluggesellschaften der Welt – ohne diesen Zwist auch ein Eintritt in das Luftfahrtbündnis der Star Alliance in Frage gekommen, das von der Lufthansa angeführt wird.

Stattdessen wird die Fluggesellschaft Qatar Airways neuer Partner im Konkurrenzbündnis One World um British Airways und Iberia werden. Die schnell wachsenden Fluglinien vom persischen Golf sind in den vergangenen Monaten verstärkt in die Zusammenarbeit mit Gesellschaften in Europa und Australien eingestiegen. Etihad hatte sich eine 30%-Beteiligung bei Air Berlin gesichert und ist eine Kooperation mit der französisch-niederländischen Air France-KLM eingegangen. Emirates aus Dubai kooperiert mit der australischen Quantas. Die drei Golf-Airlines machen der Lufthansa auf der Langstrecke zunehmend das Leben schwer. Von Düsseldorf und München werden bereits heute mehr Passagiere durch Emirates nach Asien geflogen als von der Lufthansa. Nach Auffassung von Al Baker habe die Lufthansa das „lukrative Schachspiel um die Bündnisse verloren“.