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Initiative gegen Fluglärm Mainz

08.08.2012 Kategorie: Kolumne - Das Wichtigste in Kürze

Lufthansa täuscht Kapazitätsengpass am Münchener Flughafen vor

Ab dem Winterflugplan bietet die Lufthansa AG von München aus keine Verbindungen mehr nach Singapur und Jakarta an. Wie die Kranich-Airline mitteilte, reagiere sie damit auf den Bürgerentscheid gegen den Flughafen-Ausbau. „Mit dem derzeitigen Zwei-Bahnen-System wird die weitere Flugplanentwicklung am Standort an ihre Grenzen stoßen“, begründet der Lufthansa-Passage-Vorstand Thomas Klühr den Schritt. „Verkehrswachstum wird es künftig nur dort geben, wo ausreichend Infrastruktur verfügbar ist.“


Empfindet das Ausüben demokratischer Rechte, wenn ihm das Ergebnis nicht passt,  als arrogant: Lufthansa-Chef Dr. Franz, Foto: Lufthansa

Empfindet das Ausüben demokratischer Rechte, wenn ihm das Ergebnis nicht passt, als arrogant: Lufthansa-Chef Dr. Franz, Foto: Lufthansa

Bereits in einem Interview im Handelsblatt vom 23. Juni 2012 hatte Lufthansa-Chef Dr. Franz gegen das Votum der Bürger gewütet und Konsequenzen angedroht. Wörtlich bezeichnete er das Nein zum Flughafenausbau als „arrogant“.

Auf dem Münchener Flughafen werden gegenwärtig mit zwei Start- und Landebahnen ca. 38 Millionen Passagiere im Jahr abgefertigt. Der Londoner Flughafen Heathrow kann mit ebenfalls zwei Start- und Landebahnen ca. 66 Millionen Passagiere im Jahr abfertigen. Es gibt also noch genügend Passagier-Kapazitäten am Münchener Flughafen. Die Lufthansa AG hat auch keinen Ausbaustopp für den weiteren Satelliten-Terminal bekannt gegeben, den sie in erheblichem Umfang mitfinanziert und der eine Abfertigungskapazität von ca. 11 Millionen weiteren Passagieren besitzt.

Entlarvend ist zudem, dass die Lufthansa AG wenige Wochen zuvor verkündete, den Kapstadt-Flug im Winter von Frankfurt nach München zu verlegen. Auch wird die Lufthansa AG im kommenden Frühjahr die Verbindung München – Mexiko City aufnehmen und die Verbindung München – Peking ausbauen. All dies spricht dafür, dass am Münchener Flughafen weiterhin erhebliche Kapazitäten bestehen und es lediglich ein taktisches Argument war, den Asien-Flug von München mit der Begründung zu streichen, der Ausbaustopp am Münchener Flughafen lasse diese Verbindung nicht mehr zu.

Vielmehr kann davon ausgegangen werden, dass die Lufthansa Schwierigkeiten hat, diesen Flug gewinnbringend auszulasten. Der CSU-Landtagsabgeordnete Markus Blume kritisierte die Lufthansa in der Süddeutsche Zeitung vom 24. Juli 2012 scharf, sprach von einer „abenteuerlichen Begründung“ und forderte die Fluggesellschaft auf, sich wegen des negativen Bürgerentscheids zum Bau einer dritten Start- und Landebahn am Münchener Flughafen „nicht beleidigt in die Ecke zu stellen“. Die Vorgehensweise der Lufthansa zeigt aber, mit welchen perfiden, aber letztlich leicht durchschaubaren Methoden die Luftverkehrswirtschaft arbeitet, um Politik und Bürger für die Durchsetzung von Flughafenerweiterungen unter Druck zu setzen. Wir wagen auch die Prognose, dass im Zusammenhang mit der kommenden Landtagswahl in Bayern im Herbst 2013 ein erneuter Bürgerentscheid, dieses Mal von den Ausbau-Befürwortern initiiert, durchgeführt wird.

Weitere Kapazitäten ließen sich für die Lufthansa AG am Münchener Flughafen übrigens dadurch schaffen, dass die fünfmal täglich angebotene Verbindung München-Nürnberg (Luftlinie: 133 Kilometer) eingestellt wird. Es ist ein ökologischer Wahnsinn, den die Lufthansa mit der Durchführung einer derartigen Städteverbindung betreibt.