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Der Frankfurter Flughafen ist nicht „Herzmuskel“ der Region!

Weitere Beiträge zur Arbeitsplatz-Lüge

02.07.2013

Podiumsdiskussion: FRAPORT - Jobmotor am Ende?

2. Juli 2013, 19:00, Südbahnhof Frankfurt

Die Job-Lüge von Fraport und Politik

Die Initiative gegen Fluglärm Mainz Oberstadt e.V. wendet sich gegen die Behauptungen der Hessischen Landesregierung und der Fraport AG, der Frankfurter Flughafen sei der „Jobmotor“ der Region. Die nachfolgenden Zahlenangaben, die aus öffentlich zugänglichen Quellen (Geschäftsberichte, IHK Frankfurt am Main etc.) stammen, belegen eindeutig, dass diese Behauptung falsch ist:

1. Anzahl der Arbeitsplätze am Frankfurter Flughafen und deren Bedeutung für die Region

Angaben Fraport AG zur Anzahl der Arbeitsplätze im Jahr 2011: 70.000 Arbeitsplätze (Fraport AG: 17.500; Lufthansa AG: 36.000 (einschließlich der Mehrzahl der Piloten [ca. 4.500] und der Flugbegleiter [ca. 16.000], deren Arbeitsplätze aber auch jedem anderen Flughafen zugeordnet werden könnten) sowie einschließlich aller Logistik-, Dienstleistungsund
Einzelhandelsunternehmen, Hotels etc. in Flughafennähe).

Diese Zahl beinhaltet jedoch mehrere tausend Arbeitsplätze, die allein durch Verlagerung aus anderen Regionen an den Flughafen entstanden sind und deshalb seriöser weise nicht zu berücksichtigen sind, z.B. KPMG (2.000 Mitarbeiter), DB Schenker (200 Mitarbeiter), Dell GmbH (600 Mitarbeiter) um nur die prominentesten zu nennen. Selbst wenn man die von der Fraport AG behauptete Zahl unkritisch übernehmen wollte, so stellen 70.000 Arbeitsplätze doch nur 2,4% der Arbeitsplätze im Rhein-Main-Gebiet mit insgesamt 2,9 Mio. Arbeitsplätzen dar.

Auch weist das Arbeitsplatzwachstum bis heute keine Dynamik auf, die den Vergleich mit einem Motor auch nur annähernd passend erscheinen ließe. Zunahme der Arbeitsplätze seit 1999: 61.000 auf 70.000 = durchschnittliche jährliche Wachstumsrate von 1,15% (Anmerkung: auch hier wären bei seriöser Zählung Arbeitsplätze, die aus dem Umland an den Flughafen verlagert wurden nicht zu berücksichtigen, so dass die durchschnittlich jährliche Wachstumsrate realistischer bei 0,5% angenommen werden kann).

Arbeitsplatzprognose laut Fraport und Planfeststellungsbeschluss a) im Falle des Nichtausbaus: 76.000 → keine Gefahr des Arbeitsplatzrückgangs und b) im Falle des Ausbaus: 86.000, Differenz: 10.000 Arbeitsplätze = 0,34% der Arbeitsplätze im Rhein-Main- Gebiet. Ursprüngliche Prognose im Jahre 2000: bis zu 100.000 direkte und indirekte neue Arbeitsplätze am Flughafen im Ausbaufall. Seriöse Angaben zu den „indirekten“ Arbeitsplätzen, die durch den Flughafen angeblich geschaffen werden, existieren nicht.

2. Bedeutung der Arbeitsplätze am Flughafen unter dem Gesichtspunkt der Steuereinnahmen und der Sozialversicherungsbeiträge im Vergleich zu anderen Unternehmen der Region

Personalaufwand je Mitarbeiter im Jahr 2010 (Geschäftsberichte):

  • Fraport AG: € 44.000;
  • Lufthansa AG: € 57.000;
  • Logistik- und Speditionsbranche (gewerblicher Bereich): ca. € 30.000;
  • BASF: € 75.000;
  • Deutsche Bank AG: € 124.000;
  • Deutsche Börse AG: € 144.000;


Der Personalaufwand der am Flughafen tätigen Unternehmen im Airport-Business liegt weit hinter dem anderer großer Unternehmen der Region; das selbe gilt folglich für die Höhe der abgeführten Lohnsteuer und Sozialversicherungsabgaben für die am Flughafen tätigen Arbeitnehmer.

Hinzu kommt, dass Arbeitsplätze am Flughafen weit überdurchschnittlich mit Gesundheitsund Frühverrentungskosten in Folge von Schichtarbeit, sonstiger körperlich schwerer Arbeit, Feinstaub- und Kerosinaufnahme (Atemwegserkrankungen) belastet sind. Krankheitsquote im Bereich „Verkehr und Transport“: 5,5% (2010); Bereich „Banken und Versicherungen“: 3,3% (2010), Fraport AG: 6,3% (2009).

3. Ertragsteuern – Konzern 2010 (Geschäftsberichte)

  • Fraport: € 7 Mio.;
  • Lufthansa: € -165 Mio;
  • BASF: € 2.6 Mrd.;
  • Deutsche Bank: € 1,65 Mrd.

4. Gesundheitsgefahren für die Anwohner des Flughafens (ca. 5 Mio. vom Fluglärm Betroffene)

  • HYENA-Studie: Gesundheitsstudie zu Einwohnern in den Anflugschneisen von sechs europäischen Flughäfen: Überdurchschnittlich viele Menschen hatten einen auffällig erhöhten Blutdruck → Risikofaktor für Herzinfarkt und Schlaganfall; vermehrte Einnahme von Tabletten gegen Blutdruck, Depression sowie Schlaf- und Beruhigungsmittel.
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  • Greiser Studie: Erhöhte Erkrankungsrisiken durch Fluglärm für Herz- und
  • Kreislauferkrankungen, Depressionen und Psychosen sowie für Brustkrebs bei Frauen.
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  • Lancet-Studie: Fluglärm verursacht bei Kindern Aufmerksamkeitsstörungen, Defizite in der Sprachwahrnehmung und behindert die Entwicklung der Lesefähigkeit und des Gedächtnisses
  • Diverse Studien: Erhöhte Feinstaubkonzentrationen in Flughafennähe sind für gehäuftes Auftreten von Atemwegsproblemen und chronischen Herzerkrankungen verantwortlich.
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  • Studie WHO: „Lärm ist eine Bedrohung für die öffentliche Gesundheit“ im Westen der Europäischen Union → Verlust von 1 Mio. gesunden Lebensjahren.“


Folge: Zunahme von Herz- und Kreislauferkrankungen, Verkürzung der Lebenserwartung; hohe Gesundheitskosten

5. Schlussfolgerung und Ausblick

Der Frankfurter Flughafen ist entgegen weit verbreiteter Meinung nicht der „Jobmotor“ der Region. Das Wachstum der Arbeitsplätze ist gering und zudem durch Verlagerung von Betrieben an den Flughafen beeinflusst, ohne daß neue Arbeitsplätze geschaffen wurden. Die Einkommen der am Flughafen tätigen Mitarbeiter liegen weit unter dem Durchschnitt der Arbeitnehmer anderer Großunternehmen der Region. Hieraus resultieren deutlich geringere Steuer- und Sozialversicherungseinnahmen. Die Anzahl neu geschaffener Arbeitsplätze im Ausbaufall wäre überschaubar. Die wirtschaftliche Bedeutung des Flughafens ist damit weit geringer als von Fraport AG und Hessischer Landesregierung gebetsmühlenartig behauptet wird.

Die wirtschaftliche Bedeutung des Flughafens ist in keinem Fall geeignet die erheblichen Gesundheitsschäden und den damit einhergehenden Gesundheitskosten für die Anwohner und die Beschäftigten am Flughafen zu rechtfertigen. Im Falle des weiteren Ausbaus und Wachstums des Frankfurter Flughafens mit einer Erhöhung der Flugbewegungen von gegenwärtig ca. 480.000 p.a. auf ca. 700.000 p.a. im Jahre 2020 wird sich die Belastung der Anwohner dramatisch erhöhen und die damit einhergehenden Gesundheitsschäden und Gesundheitskosten weiter ansteigen lassen.